Building Buildings
Aldo Giannottis Ausstellung in der Galerie WOP versammelt Arbeiten, welche die Architektur im weitesten Sinn zum Gegenstand haben. Vertraute architektonische Konzepte werden ad absurdum geführt und auf den Kopf gestellt. Gezeigt werden Zeichnungen, die großteils aus dem Umkreis des Projekts Buildings on Buildings (KÖR 2016–2017) stammen und auf Giannottis laufendes Projekt Demolition hindeuten. Die Ausstellung gewährt einen umfassenden Einblick in Giannottis eigentümlichen Gebrauch der Zeichnung als Instrument zur Ideenbildung.
Italo Calvino postulierte: „Die Phantasie des Künstlers ist eine Welt der Möglichkeiten, die zu verwirklichen keinem Werk je gelingen wird“. Ebenso geht es bei Giannotti weniger um das Werk als um das Einwirken und Auswirken von Ideen – oder noch besser: um die Wirksamkeit und Wirklichkeit von Möglichkeiten. Das Medium der Zeichnung hilft Giannotti dabei, eine Idee zu ‘entkleiden’ und somit ihre möglichst pointierte Formulierung zu gewinnen, welche die Gestalt einer knappen Aussage oder einer ungelösten Frage, einer geistreichen Bemerkung oder eines entwaffnenden Witzes annehmen kann. Diese Strategie erlaubt dem Künstler, mit einem breiten Spektrum an komplexen Themen umzugehen, ohne dabei jemals belehrend oder prätentiös zu sein.
Giannottis Augenmerk gilt der Beziehung von Menschen mit ihrer Umgebung sowie der physischen und symbolischen Infrastruktur des sozialen Raums. Seine Zeichnungen dienen oft als Anleitung zur Erkundung sozialplastischer Konzepte und rufen nach ihrer Ausführung. Sie grenzen den Umfang performativer Handlungen ab, an denen sowohl der Künstler als auch sein Publikum beteiligt sind. Potentielle Konzepte werden in die raue Oberfläche des Realen eingebettet und auf Widerständigkeit geprüft. Dabei erheben Giannottis Zeichnungen stets den Anspruch, ins Werk gesetzt und somit Wirklichkeit zu werden, ohne dabei auf ihren Möglichkeitscharakter zu verzichten. Sie bleiben Skizzen, Wirklichkeitsentwürfe. Im Übergang von der graphischen Visualisierung einer Idee zu ihrer performativen Ausführung werden die Spielregeln, welche die Architektur des sozialen Raums ausmachen, in ihrer Kontingenz und Veränderbarkeit wieder wahrnehmbar. Die Repräsentation wirklicher Möglichkeiten kann somit Platz schaffen für die Präsentation neuer, möglicher Wirklichkeiten.
Dr. Giorgio Palma
28.06.2018
28.06.2018 - 15.09.2018
01.08. - 21.08.2018